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220910

(1999) Entdecken und Verraten, Weimar, Böhlaus Nachfolger.

Jenseits des Übermenschen

Christian Niemeyer

pp. 265-281

Im März 1884 schreibt Nietzsche an Heinrich Köselitz: »Der Teufel weiß! — nun, nachdem ich soweit mein Stillschweigen gebrochen habe, bin ich zu ›mehr‹ verpflichtet, zu irgend einer ›Philosophie der Zukunft‹ — eingerechnet ›dionysische Tänze‹ und ›Narren-Bücher‹ und anderes Teufelszeug.« (KSB 6, S. 487) Geschrieben wurde der Brief zu einer Zeit, zu der Nietzsche den »Zarathustra« für abgeschlossen hielt. Er ist sich nun sicher, daß der Leser, der einmal in diesem Buch »gelebt hat, […] mit einem andern Gesichte wieder zur Welt zurück[kommt]« (KSB 6, S. 479). Insoweit markiert der »Zarathustra« den die geistige Umkehr des Lesers bewirkenden »Abgrund der Zukunft« (KSB 6, S. 479), noch nicht aber, wie man hinzusetzen könnte, jene »Philosophie der Zukunft«, die zugleich auch die Rechtfertigungen für die Notwendigkeit dieser Umkehr und mithin auch für die Notwendigkeit einer nachchristlichen und gleichwohl sinnvollen und verantwortbaren Weltauslegung und Lebensführung vorzutragen hätte. Will man die Konturen einer so zu verstehenden »Philosophie der Zukunft« bestimmen, hätte man folglich genauer zu betrachten, was dem »Zarathustra« folgt, wobei man als oberflächlichsten Suchcode aus dem Brief Nietzsches an Köselitz zunächst nur über den Hinweis » ›Narren-Bücher‹ und anderes Teufelszeug« verfügt.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03269-0_19

Full citation:

Niemeyer, C. (1999)., Jenseits des Übermenschen, in A. Schirmer (Hrsg.), Entdecken und Verraten, Weimar, Böhlaus Nachfolger, pp. 265-281.

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