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231970

(2001) Nietzsche im Exil, Weimar, Böhlaus Nachfolger.

Nietzsche — Eingedenken der Natur im Subjekt

Hermann Schweppenhäuser

pp. 186-207

An einer Stelle sagt Horkheimer: »Die Philosophen im 19. Jahrhundert, Hegel und Nietzsche, haben geschrieben: Gott ist tot. Wahr ist vielmehr, daß der Gedanke gestorben ist.« Kritik und unabhängiges Denken haben historisch ausgespielt. Die »Fortsetzung der Emanzipation, ihre Verallgemeinerung in einer Gesellschaft des Überflusses, die den Einzelnen und seine geistige Fähigkeit bewahrt, ist mißlungen«. »Der Geist, der übrigbleibt, ist Instrument«1, der von den herrschenden Mächten okkupierte Gedanke. Der freie Gedanke vermag seinen Untergang eben noch zu bezeichnen: die Differenz zwischen Einzelnem und Allgemeinem blitzt noch einmal auf, ehe sie von dem Dunkel des Allgemeinen, der elektrisch beleuchteten Verfinsterung verschluckt ist. Nietzsche, vor hundert Jahren, hatte, was als Funken verglimmt, als Fackel in der Hand, die grell das Terrain belichtete und den Schein bis in die Abgründe trieb. Der Gedanke hatte Klüfte zu ermessen und darüber die Brückenkon-struktionen, die vortäuschten, sie wären schon das ausgleichende Terrain. Dieses hat erst die naturbeherrschende Ratio bereitet, indem sie die Klüfte auszementierte und die letzten Löcher verstopfte. Nietzsche brachte Licht in die Konstruktionsgeheimnisse der Sinn-Brücken: die Wahrheiten, um sie als nützliche Irrtümer, Fälschungen im Dienst des Machtwillens zu denunzieren.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-02785-6_14

Full citation:

Schweppenhäuser, H. (2001). Nietzsche — Eingedenken der Natur im Subjekt, in Nietzsche im Exil, Weimar, Böhlaus Nachfolger, pp. 186-207.

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