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(2001) Nietzsche im Exil, Weimar, Böhlaus Nachfolger.

Nietzsche in Rußland

Klaus Städtke

pp. 115-127

Nietzsche ist in Rußland weniger über die Suche nach einem möglichen Sinn seines philosophischen Werkes als vielmehr mosaikhaft in verschiedenen (kulturosophischen, religiös-theologischen, ästhetischen, philologisch-literarischen und ideologischen) Kontexten rezipiert worden. Die klassische russische Philosophie, die am Ende des 19. Jahrhunderts aus der christlichmystischen Alleinheitsmetaphysik W. Solowjows entstanden ist und von den Philosophen der Emigration vor allem zu einem »modernen russischen Existenzialismus« fortentwickelt wurde,1 hat ihn weniger im Lichte der abendländischen Metaphysik-Kritik betrachtet, sondern vielmehr in den Zusammenhang ihrer eigenen Ideen gestellt. Nietzsche galt in Rußland in erster Linie als der »Schöpfer einer neuen Weltanschauung«, als »ein künstlerisch talentierter Denker und religiöser Prediger«. Andererseits ist der »Heideggersche Ansatz […] der russischen Kultur fremd geblieben«.2 Die Übertragung Nietzsches in die russische Kultur erfolgte vor allem unter dem Aspekt der Ausbildung von Argumentationsstrategien der russischen Intelligenzija, in deren figürlicher Sprache die Nietzsche-Texte eine Reihe semantischer Substitutionen durchlaufen, bis Nietzsches Metaphorik schließlich in der sowjetischen Rhetorik verwendet und sogar gegen den Autor eingesetzt werden kann.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-02785-6_10

Full citation:

Städtke, K. (2001). Nietzsche in Rußland, in Nietzsche im Exil, Weimar, Böhlaus Nachfolger, pp. 115-127.

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