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222756

(2018) Klopstock/Milton – Teleskopie der Moderne, Stuttgart, Metzler.

Ein knebbes Ding in einem Wort

Ungedachte Natur in postlapsaren Welten und Zeiten

Anselm Haverkamp

pp. 237-250

Die Metapher der Welt als Theater zählt, so scheint es, zu den aller offensichtlichsten, und weil wir uns am Offensichtlichen freuen, erfreut sie sich einer endlosen Beliebtheit. Wer vom Welttheater spricht, spricht von Offensichtlichem, befragt, genauer gesagt, ein sich als offensichtlich gebendes Offensichtliches. So wirkt das Welttheater wie ein Vorläufer dessen, was Edmund Husserl, die Offensichtlichkeit der gegebenen Welt umstandslos voraussetzend, die ›Lebenswelt‹ nannte. Bevor das offensichtlich Gegebene zur ›evidenten‹ Welt wurde, war das ›Offensichtliche‹ nicht fragwürdig oder ›obtus‹, wie Roland Barthes den relevanten Gegensatz bestimmte, als er anhand des neueren Welttheaters in Filmstills von Eisenstein darüber nachdachte, was eine Revolution der offensichtlichen Welt heißen könnte. Was das Welttheater angeht, hatte sich die Revolution lange zuvor ereignet, aber eher an einem Mangel obtuser Momente als an einem Mangel an Evidenz gelitten. Das stumpf Obtuse, könnte man sagen, war noch nicht an die Oberfläche minimaler Lesbarkeit gedrungen, obwohl, wie William Empson vorführte, das neue Weltbild von einer tiefen Ambivalenz gezeichnet war und dies mit zur Aufführung brachte.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-04684-0_13

Full citation:

Haverkamp, A. (2018). Ein knebbes Ding in einem Wort: Ungedachte Natur in postlapsaren Welten und Zeiten, in Klopstock/Milton – Teleskopie der Moderne, Stuttgart, Metzler, pp. 237-250.

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