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(2018) Revisionen des Realismus, Stuttgart, Metzler.
Die Selfiekultur der Social Media
Pseudo-Individualität und die Ambivalenz des Konzepts "Identität" im Zeitalter der "sozialen Netzwerke"
Gerhard Schweppenhäuser
pp. 174-206
Man könnte die heute um sich greifende fotografische Erfassung der Menschen in den Städten als großen Schritt in Richtung einer zeitgemäßen Vollendung dessen interpretieren, was August Sander einst vorschwebte: in Richtung visuelle Erkenntnis der metaindividuellen Ordnung des Sozialen. Lägen beispielsweise biometrische Fotos von allen Bewohnerinnen und Bewohnern Londons, Paris' oder Berlins vor, wäre es für die Überwachungsbehörden der Städte ein Leichtes, diese, mit Hilfe geeigneter Algorithmen, mit Fotomaterial aus den sozialen Netzwerken abzugleichen und den so gewonnenen Datenbestand nach Mustern zu ordnen, die sich aus den Möglichkeiten und Begehrlichkeiten des polizeilichen Zugriffs ableiten ließen. Damit wäre, so könnte man meinen, die Vorlage für Verbrecherkarteien auf dem neusten Stand der Technik zur Hand: Ein sozialtechnokratischer Herrschaftstraum aus dem 19. Jahrhundert würde in Erfüllung gehen. Darüber hinaus ließe sich endlich auch eine Typenlehre im Sinne von Sander auf eine Datenbasis stellen, deren Ausmaß und Durchdringungsgrad zuvor nicht denkbar gewesen wären.
Publication details
DOI: 10.1007/978-3-476-04628-4_9
Full citation:
Schweppenhäuser, G. (2018). Die Selfiekultur der Social Media: Pseudo-Individualität und die Ambivalenz des Konzepts "Identität" im Zeitalter der "sozialen Netzwerke", in Revisionen des Realismus, Stuttgart, Metzler, pp. 174-206.
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