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220947

(2018) Faust-Handbuch, Stuttgart, Metzler.

Wissenschaft

Philip Ajouri

pp. 383-389

Im Jahr 1882 rezitiert Nikola Tesla, der den gesamten Faust Goethes auswendig kann, bei einem Abendspaziergang mit einem Freund die Verse »Betrachte wie in Abendsonne-Glut« usw. aus Faust I (V. 1070–1075 u. 1089–1091), als ihm plötzlich die Idee zu einem Elektromotor auf der Grundlage eines rotierenden magnetischen Feldes kommt. Anschließend zeichnet er die entsprechenden Schemata mit einem Stock in den Sand (Carlson 2013, 51 f.). Tesla schrieb sein wichtiges Inspirationserlebnis in seinem autobiographischen Text ">My Inventions (1919; Tesla 1982, 61) nieder. Seine Entdeckung anlässlich der Faust-Rezitation und die Visualisierung seiner Idee als Zeichen im Sand, die an Fausts Nostradamus-Zeichen (Goethe: Faust I, vor V. 430) gemahnen, gehören in eine lange Reihe der Faust-Allusionen von Wissenschaftlern im 19. und 20. Jahrhundert. Die Bezugnahme auf den Dichter und Naturwissenschaftler Goethe, unter anderem auf Faust, tritt in den unterschiedlichsten, fachspezifischen und populärwissenschaftlichen Konstellationen auf. Die Goethe-Referenzen erfüllen unterschiedliche Funktionen, die bislang unzureichend erforscht sind und von denen einige hier vorgestellt werden. Die Art der Goethe-Bezüge hat Konjunkturen, aber auch Konstanten und reagiert vermutlich auf die sich immer weiter ausdifferenzierenden Wissenschaften, wobei eine fragliche Faust-Bezugnahme durchaus unterschiedliche Funktionen erfüllen kann.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05363-3_44

Full citation:

Ajouri, P. (2018)., Wissenschaft, in C. Rohde, T. Valk & M. Mayer (Hrsg.), Faust-Handbuch, Stuttgart, Metzler, pp. 383-389.

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