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220947

(2018) Faust-Handbuch, Stuttgart, Metzler.

Kritik

Michael Multhammer, Carsten Rohde

pp. 194-201

Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts wird Faust zu einer aus Sicht der Frühaufklärung problematischen Figur. Ungebrochen populär ist der Faust-Stoff als Teil der Inszenierungen der Wanderbühnen, als frei bespielbarer Stoff ohne allzu eindeutige Konturen und eingehegt in vorgegebene Rollenmuster. Begleitet vom Pickelhering wird das Spiel in nicht wenigen Fällen zur Lachnummer, zu einem Vergnügen, das die Horazsche Forderung nach einem Zugleich von ›prodesse et delectare‹ nicht mehr erfüllen kann. Die reine Belustigung steht im Vordergrund, auf eine dezidierte Moraldidaxe wird in der Regel verzichtet. Vielmehr wird Faust in der Tradition der Commedia dell"arte aufgeführt: Frei von Zwängen, derb, grobschlächtig und ungezähmt. Von der Komplexität des Stoffes des alten Faust-Buches oder seiner tragischen Bearbeitung durch Marlowe ist nicht mehr viel geblieben. Faust bleibt zwar präsent, jedoch mehr als Motiv und Stichwort – quer durch alle Gattungen – denn als zu bearbeitender Stoff (allgemein zur Stoffgeschichte im 17. und frühen 18. Jahrhundert Henning 1993, 153–192). Das Absinken des Faust-Stoffes bereitet auch den Grund für die einsetzende Kritik.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05363-3_23

Full citation:

Multhammer, M. , Rohde, C. (2018)., Kritik, in C. Rohde, T. Valk & M. Mayer (Hrsg.), Faust-Handbuch, Stuttgart, Metzler, pp. 194-201.

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