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215939

(2005) Weltentwurf und Reflexion, Stuttgart, Metzler.

Koordinaten dialektischer Konstruktion

Hans Heinz Holz

pp. 410-462

Jede konsequent materialistische wie jede konsequent idealistische Philosophie ist monistisch, das heißt erklärt die Mannigfaltigkeit der Welt aus einem einheitlichen Prinzip. Ja, man könnte die Auffassung vertreten, daß es zur Wissenschaftlichkeit einer Philosophie gehört, nicht bei einer Pluralität von Wesenheiten stehen zu bleiben, sondern nach einer Fundierung der Vielheit in einem ersten und einen, daher »absoluten« Grunde zu suchen — schon deshalb, weil ein Stehenbleiben bei einer Mehrzahl von Seinsgründen die Frage entstehen lassen müßte, warum diese Mehrheit existiere, und dies genau die Frage nach dem einen zureichenden Grunde der Vielzahl wäre.2 Indessen kann eine monistische Philosophie die qualitative Verschiedenheit der Seinsformen in der Natur (tote Materie, lebende Materie, Empfindung, Bewußtsein, Selbstbewußtsein) so wenig vernachlässigen wie das Anderssein von Natur und Geschichte. Die Einheit der Welt ist nicht als Einheit von nur graduell verschiedenen Selbigen, sondern als Einheit von wesensmäßig Unterschiedenen zu begreifen; nur unter dieser Voraussetzung ist die »Grundfrage der Philosophie«, die ja von der Gegebenheit zweier entgegengesetzter Seinsweisen — Sein und Bewußtsein, Sein und Denken — ausgeht, überhaupt sinnvoll gestellt, sie akzeptiert die in der Zweisubstanzenlehre des Descartes ausgesprochene formale Nichtrück-führbarkeit von res extensa und res cogitans aufeinander oder auf ein homogenes Kontinuum des Seins: Die cogitatio ist als solche eben räumlich nicht ausgedehnt und also keine materielle Erscheinung, auch wenn sie materiellen Prozessen, zum Beispiel physiologisch bestimmbaren Vorgängen im Gehirn, zugeordnet werden kann; diese Zuordnung hebt das Problem der Verschiedenheit von Vorstellungen und stofflichen Gegenständen nicht auf.3

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-00092-7_15

Full citation:

Holz, H.H. (2005). Koordinaten dialektischer Konstruktion, in Weltentwurf und Reflexion, Stuttgart, Metzler, pp. 410-462.

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