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199897

(1998) Kleist-Jahrbuch 1998, Stuttgart, Metzler.

Bewegliche Heere

Hans-Christian von Herrmann

pp. 227-243

»O God, thy arm was here; / and not to us, but to thy arm alone, / Ascribe we all!«1 Nicht dem Pfeilhagel englischer Langbogen, sondern dem Arm Gottes schreibt Shakespeares Heinrich V. den überwältigenden Sieg der zahlenmäßig weit unterlegenen Engländer 1415 bei Agincourt über das französische Ritterheer zu. Nur wenig früher, nämlich gegen Ende des 14. Jahrhunderts, spielt das, was Heinrich von Kleist unter dem Titel ›Der Zweikampf‹ erzählt. Hier aber stellt sich, was zunächst als »Urteil Gottes« (II, 253) gilt, schließlich als »Unfall« (II, 249) heraus mit der Folge, daß für menschliche Augen »Gottes Wille« (II, 261) vom »nichtigen Zufall« (II, 248) nicht mehr unterscheidbar ist. Der »Arm der Gerechtigkeit« (II, 260) erreicht Graf Jakob den Rotbart erst über den Umweg einer katastrophalen Verkettung von Ereignissen, die den »Pfeilschuß aus dem Dunkel der Gebüsche«, dem Herzog Wilhelm von Breysach zum Opfer fällt, mit der »Feindschaft« (II, 229) der beiden Halbbrüder in Zusammenhang bringt. Die »Ränke« (II, 256) der Kammerzofe Rosalie, die dem Grafen überzeugend vortäuschen, er verbringe eine Nacht nicht mit ihr, sondern mit ihrer Herrin Littegarde von Breda, und die vor allem im Abfangen fremder und einer gezielten Streuung falscher Nachrichten bestehen, erweisen sich dabei als paradigmatische Form der Interaktion, deren Elemente »Geheimhaltung, Geschwindigkeit und Affekt«2 sind.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03755-8_11

Full citation:

von Herrmann, H. (1998)., Bewegliche Heere, in , Kleist-Jahrbuch 1998, Stuttgart, Metzler, pp. 227-243.

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