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199768

(2018) Filmanthropologie, Dordrecht, Springer.

Der filmische Raum als Handlungsort des imaginären Menschen

Karl Sierek

pp. 89-110

Jener filmische Raum, in dem ruchlose Banditen von Zugwagons ballern, unschuldige Mädchen entführt und geopfert werden oder andere HeldInnen ihr trautes Heim gegen die Existenz als ZirkusartistInnen tauschen, wurde in den beginnenden kinoanthropologischen Diskursen des ersten Jahrzehnts der Kinematographie noch von einem anderen überlagert: Bevor sich dieser Ort der Einbildung als Gegenstand filmischen Forschens etablieren konnte – also noch vor der Wende zum Zwanzigsten Jahrhundert – beschäftigten sich die ersten Kommentare, Kritiken und theoretischen Stellungnahmen zu dem neuen Medium zunächst mit der Frage, was denn mit den BesucherInnen der neuen Etablissements, Zelte und Schaubuden geschähe, sobald sie sich dem Licht des Projektors ausgesetzt sähen. Der geschlossene und dunkle Saal mit der ihm eigenen Erfahrung bewegter Bilder war also der erste und für rund zwanzig Jahre wichtigste Raum, mit dem sich die im Entstehen begriffene Filmtheorie und Kinoanthropologie beschäftigte. Mit schlafwandlerischer Sicherheit und naiver Klarsicht orteten bereits die frühen systematischen Stellungnahmen den ästhetischen, sozialen und politischen Brennpunkt der neuen Kunst der Kinematographie noch außerhalb und vor den Bildern und den von ihnen dargestellten Räumen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-658-22448-6_4

Full citation:

Sierek, K. (2018). Der filmische Raum als Handlungsort des imaginären Menschen, in Filmanthropologie, Dordrecht, Springer, pp. 89-110.

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