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215939

(2005) Weltentwurf und Reflexion, Stuttgart, Metzler.

Die spekulative Methode

Hans Heinz Holz

pp. 223-247

Die Deduktion des Vernunftbegriffs, in dem sich das Besondere als Allgemeines zeigt und damit in den »Abschlußgedanken« übergeht, der die zerstreute Vielheit der Einzelnen als Welt, mithin als Einheit, begreift, verweist auf eine »Gegenwendigkeit«1 im Denken der höchsten Gattungen, der »Welt-Begriffe«. Das Allgemeine ist an sich selbst sein Gegenteil, das Besondere, und umgekehrt; das Eine ist das Viele und umgekehrt.2 Je nachdem, in welcher Richtung wir den Umschlag vollziehen — vom Begriff zu den Gegenständen oder von den Gegenständen zum Begriff —, ergibt sich der Vorrang des Logischen vor dem On-tischen oder des Ontischen vor dem Logischen. Diese Dichotomie ist definitiv für die klassische Ontologie — Parmenides setzt den Vorrang der Einheit, Demokrit den Vorrang der Vielheit; Spinoza läßt nur eine Substanz zu, von der die Vielen phänomenale Modi sind; Gassendi kennt nur eine unendliche Vielheit von Atomen, und die Einheit jedes Atoms löst sich im Begriff seiner unendlichen Teilbarkeit auf. Die »natürliche Welteinstellung«, die von den Gegebenheiten der Sinne ausgeht, verhält sich zu diesem Gegensatz indifferent; der Mensch nimmt sowohl die Mannigfaltigkeit der Eindrücke als auch die gestaltqualitativen Einheiten wahr, und auf der Ebene der Wahrnehmung und des sich auf sie berufenden Verstandes ist keine ontologische Entscheidung zu treffen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-00092-7_9

Full citation:

Holz, H.H. (2005). Die spekulative Methode, in Weltentwurf und Reflexion, Stuttgart, Metzler, pp. 223-247.

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