Repository | Book | Chapter

198318

(1998) Bildliches und logisches Denken, Wiesbaden, Deutscher Universitätsverlag.

Die Psychologismusdebatte

Uwe Oestermeier

pp. 77-87

Wenn man neuzeitliche Logikbücher liest, wird man durchgängig auf Begriffe stoßen, die heute der Psychologie zugerechnet werden. In der einflußreichen Logik von Port-Royal von 1685 wird Logik als die "Kunst des Denkens' definiert, "da die Logik das Ziel hat, Regeln für alle Vollzüge des Geistes zu geben, ebensowohl für die einfachen Ideen wie für die Urteile und Schlüsse..."1 Die Autoren dieses Logikbuches, Antoine Arnauld und Pierre Nicole, verwenden den Ausdruck "Idee" dabei im descartschen Sinne von Bewußtseinsinhalt. Der systematische Aufbau neuzeitlicher Logiklehrbücher folgt diesem Vorbild, indem das aristotelische Dreierschema von Term, Urteil und Schluß nicht sprachlich, sondern psychologisch gedeutet wird. Diese Lehrbücher beginnen typischerweise mit Erörterungen über das Vorstellen, d. h. der Fähigkeit des Geistes, Ideen zu haben und Begriffe zu fassen. Danach folgen Erörterungen über das Urteilen, d. h. dem Verbinden einfacher Ideen und Begriffe durch den Verstand zu einer Behauptung. Im dritten Teil über das Schließen wird dann die Fähigkeit der Vernunft behandelt, aus mehreren Urteilen ein anderes zu bilden. Schließlich wird in der Methodenlehre noch ausgeführt, wie diese drei psychologischen Prozesse am besten koordiniert werden, um Erkenntnisfortschritte zu erzielen. Das heißt, neben der Frage, wie Wahrheit begründet werden kann, zählten noch zusätzlich Fragen nach der Wahrheitsfindung zum Korpus der Logik. Diese Fragen werden heute im Rahmen der Wissenschaftstheorie behandelt.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-97663-5_5

Full citation:

Oestermeier, U. (1998). Die Psychologismusdebatte, in Bildliches und logisches Denken, Wiesbaden, Deutscher Universitätsverlag, pp. 77-87.

This document is unfortunately not available for download at the moment.